Glad Midsommar

Unsere letzten Tage in Schweden waren angebrochen und die wollten wir so richtig genießen. Das geht besonders gut mit Zimtschnecken bzw. Kanellbular! 
So gut gesärkt machten wir uns auf den Weg nach Stockholm, wo wir bereits ein Hostel gebucht hatten, da unsere Bemühungen Gastgeber über Mittsommer zu finden gescheitert waren. Dort angekommen trugen wir erst einmal all unser Gepäck in unser Zimmer, denn unser Fahrrad musste die Nacht draußen an einem öffentlichen Fahrradständer verbringen. Als alles verstaut und wir frisch geduscht waren ging es los um die Stadt zu erkunden.
Uns gefielen die engen Gassen in Stockholms Altstadt und dass die Stadt aus vielen Inseln besteht, und so viele Kanäle das Stadtbild prägen.
Der nächste Tag war für die Schweden ein ganz besonderer Tag, es war der erste Freitag nach dem 21. Juni und somit der Tag, an dem das Mittsommerfest beginnt. Viele Schweden fahren über Mittsommer aufs Land oder in die Schären, um das neben Weihnachten wichtigste Fest des Jahres im engen Familienkreis zu feiern. 
Wer in Stockholm zurück bleibt, so lasen wir, geht zu den Festlichkeiten des Weltältesten Freilichtmuseeums Skansen. Also beschlossen wir, trotz den hohen Eintrittspreisen, uns dort das ganze mal anzuschauen. 
Skansen ist nicht nur ein Freilichtmuseeum, sondern beinhaltet auch einen Tierpark mit in Skandinavien beheimaten Tieren. So kamen wir dort in den Genuss endlich mal einen Elch,  sowie Bären, Luchse und Rentiere zu Gesicht zu bekommen. Zwar ist das etwas ganz anderes, diese Tiere hier zu sehen, aber dass solche Tiere des nachts um unser Zelt laufen fanden wir trotzdem beeindruckend. 
Gegen Mittag füllte sich der Park allmählich und das Tagesprogramm begann mit der Möglichkeit, sich Birkenkränze zu flechten. Viele Schweden setzen sich zu einem gemütlichen Picknick zusammen und aßen Pellkartoffeln mit eingelegtem Hering und Lachs. Dazu gab es die ersten schwedischen Erdbeeren mit Schlagsahne. Sehr neidische kauten wir auf unseren Brotfladen mit Butter, denn es sah überall wirklich köstlich aus. Dann sammelte sich die Menschenmänge auf dem zentralen Platz um zuzusehen, wie der Traditionellen Mittsommerbaum aufgestellt wird. Gespannt warteten auch wir entlang einer Abgesperrten Gasse, bis ein traditionell bekleideter Fahnenträger mit Schwedenfahne in Sicht kam. Ihm folgten etwa zehn Geigenspieler und ein Dutzend Männer, die später den Baum hochstemmen sollten. 
Nachdem der Baum mit Blumen geschmückt war, wurde er unter "oh Hey" rufen langsam in die Senkrechte gehievt. Dann begannen die Menschen zu Volksliedern um den Baum zu tanzen. 
Nun war es für uns Zeit, uns auf den Weg aus der Stadt zu machen, denn am nächsten Abend wollten wir in Nynäshamn die Fähre nach Danzig erwischen. Die Stadt war nun tatsächlich wie leer gefegt und auch auf dem Land waren kaum Autos unterwegs. Hin und wieder sah man Leute im Garten grillen, mehr bekamen wir aber nicht mehr von Mittsommer mit. Wir verbrachten die Nacht an einem unspektakulären Platz im Wald und kamen mit viel Zeit an der Fähre an.
Dort gingen wir erstmal einkaufen um unsere letzten Kronen los zu werden und uns mit genug Proviant für die 18 Stunden Überfahrt einzudecken. Auch eine Prinsesstårta durfte für den gebührenden Abschied von Schweden nicht fehlen. Anschließend kauften wir uns die viel zu teuren Tickets, und fanden es mehr als angemessen, dass unser Tandem kostenlos mit durfte.
Bereits eineinhalb Stunden vor Abfahrt war unser Fahrrad unter Deck verstaut und wir hatten uns es fürs erste in der Cafeteria gemütlich gemacht wo wir eine Steckdose fanden. Die Preise der Cafeteria waren auf polnischem Niveau und wir leisteten uns zwei Portionen Pommes. Gegen Abend machten wir uns auf die Suche nach einer Schlafgelegenheiten, da wir keine Kabine gebucht hatten. Leider waren selbst die Flugzeugsessel nur gegen Bezahlung nutzbar und wir merkten schnell, dass es nicht so einfach war eine ungestörte Ecke für uns zu finden. Von anderen Fähren waren wir es gewöhnt, dass es Sessel, Sofas oder zumindest Platz unter der Treppe für die Isomatten gab. Hier war das anders und so beschlossen wir uns erstmal aufs Sonnendeck zu legen. Dort dösten wir bei bestem Wetter bis die Sonne unterging und die ersten besoffenen Polen anfingen uns zu belästigen. Dabei kamen sie oft sehr nah an uns heran, um mit uns zu reden, und tätschelten uns an  Kopf und Schultern. Auch auf bitten dies sein zu lassen (laut und leise) gab es wenig Reaktion. Nach einiger Zeit wurde es uns dann zu kalt draußen, und so machten wir uns in der Fähre auf die Suche nach einem ruhigen Platz. Vergeblich. Überall waren Besoffene die uns anquatschten und dabei für unser Gefühl viel zu wenig Abstand hielten. So blieben wir wach auf einem winzigen Sofa sitzen und vertrieben uns die Zeit mit essen und Musik hören. Gegen morgen wurde es dann endlich ruhiger und so konnten wir dann doch noch ein bisschen schlafen. 
Mittags um 12 Waren wir dann die ersten, die in Danzig von der Fähre fuhren und steuerten erstmal einen Supermarkt an, um das  langersehnte "richtige" Brot zu kaufen.