Prinsesstårta

Kaum waren wir in Schweden angekommen war es gefühlt schon 30 Grad wärmer. Naja, zumindest 10 Grad hatte es nun bestimmt. Nun ging es rein nach Umeå, eine Studentenstadt, die auf uns sehr sympathisch wirkte. Neben einer Fahrrad Aufpumpstation fanden wir hier auch einen trotz Feiertag geöffneten ICA Supermarkt (Öffnungszeiten: 7:46 bis 23:46). So konnten wir uns noch mit Torte und anderen Leckereien für Violas Geburtstag ausstatten. Nun fuhren wir weiter, wobei uns der Tag viel zu lang vorkam, da wir so früh für die Fähre aufgestanden waren. Dementsprechend früh gingen wir abends auch ins Bett. Davor hatten wir allerdings noch damit zu tun, unseren Rückspiegel zu kleben, dem es nicht gefallen hatte, dass unser Tandem sich auch zur Ruhe legen wollte.
Violas Geburtstag begann für uns, nach 11 Stunden Schlaf morgens um 6 Uhr mit einer leckeren Daim Torte. So gestärkt gelang es uns noch zwei Stunden weiter zu dösen, bevor es mit dem Frühstück, Pfannkuchen mit frischen Erdbeeren und Schlagsahne, weiter ging. Nun wurde das Zelt eingepackt, der Gepäckträger, welcher wohl auch am Vorabend zu Bruch gegangen war, mit Kabelbindern geflickt und sich auf den 30 Kilometer langen Weg zum nächsten Supermarkt gemacht. Kurz bevor wir dort ankamen begann es zu regnen. Wir kauften Abendessen, sowie eine weitere (Prinzessinnen-) Torte, danach schauten wir, dass wir einen Zeltplatz finden, bevor alles nass ist. 
Völlig durchnässt und bei Regen bauten wir unser Zelt auf einer kleinen Wiese auf und waren froh, Isomatten auf den schon nassen Zeltboden legen zu können. Den Rest des Tages verbrachten wir im warmen Schlafsack damit, uns die Torten und später Bandnudeln mit Brokkoli in Sahnesoße schmecken zu lassen. 
Am nächsten Tag, dem Schwedischen Nationalfeiertag, begegneten wir in einem kleinen Dorf einer Demo für eine humanere Flüchtlingspolitik. Wir hatten uns, trotz des besseren Wetters, für diesen Tag nur 30 Kilometer vorgenommen, da Haukes Knie, seit dem wir in Finnland so oft so viel gefahren waren, schmerzte. Durch Zufall fanden wir eine Ausschilderung zu einer Wanderschutzhütte mit Angelplatz an einem der großen Flüsse, die das Landschaftsbild Nordschwedens prägen. So fanden wir einen super schönen Platz für unser Zelt an dem wir zwei Nächte blieben, damit das Knie besser auskurieren konnte. Wir genossen es am Fluss zu sitzen, ein bisschen zu baden und ließen es uns mal wieder mit Pfannkuchen gut gehen. 
Das Knie, an welchem wahrscheinlich die Sehne überlastet und entzündet war, wurde mit viel kühlen dann auch besser und wir machten uns wieder auf den Weg. Um die Besserung nicht zu gefährden fuhren wir wieder nur eine kleine Etappe und bauten an einem See unsere Zelt auf. Der Platz war bis auf die Mückenplage und den Nachmittags einsetzenden Regen perfekt. Immer wieder hörten wir etwas ins Wasser platschen und als Viola schließlich nachsehen ging entdeckten wir, dass wir den See mit einem Biber teilten. Um ihn vor die Linse zu bekommen nahm Hauke kurzhosig einige Mückenstiche in Kauf. Der Biber schwamm gemütlich den See entlang um dann doch in seinen Bau abzutauchen. Später, als wir mit Regenkleidung gegen die Mücken gewappnet, uns noch einmal aus dem Zelt trauten um die Gegend zu erkunden, schwamm der Biber wieder über den See. Der kleine See wurde an unserem Zeltplatz zu einem Bach, welcher in einem einsamen Taal in einen größeren See floß. Links und rechts zog sich der Wald an steilen Hängen bergauf und der viele Nebel ließ einen glauben mitten im Nichts zu sein. Um diese Landschaft noch ein bisschen zu genießen und wie immer in der Hoffnung einen Elch zu sehen, folgten wir einem Pfad bergauf und wurden mit einem tollen Ausblicke belohnt. Schweden zeigte sich von seiner besten und wilden Seite.
Auch der nächste Platz für unsere Zelt, direkt am Fjord war wunderschön, weniger schön fanden wir die wenigen Kilometer, die wir Dank der Knieschmerzen fuhren.
Am folgenden Tag fuhren wir wieder etwas mehr und prompt wurde dass Knie wieder schlimmer. Also beschlossen wir Abends uns am nächsten Tag einen Campingplatz zu suchen an welchem wir mindestens 2 Tage pausieren wollten. Auf dem Weg dorthin wurden wir an einer Tankstelle wo wir unser Wasser auffüllten, von einem älteren Journalist angesprochen. So gaben wir erneut ein Interview, diesmal aber mehr mit Händen und Füßen, da der Journalist kaum englisch sprach (er erklärte uns er sei "to old for english").
Mittags bauten wir auf einem Campingplatz direkt am Nationalpark Skuleskogen in der Region der hohen Küste (sehr beeindruckend aber zum Radfahren viel zu bergig) unser Zelt auf. Dort vertreiben wir uns Dank des ständigen Regens gerade die Zeit mit Sudoku und vielen Pfannkuchen. Nun hoffen wir, dass das Knie sich soweit erholt, dass wir zumindest die ca 800 Kilometer bis Stockholm in kleinen Etappen gut schaffen. Falls es bis dahin nicht viel besser ist, planen wir von dort mit der Fähre über Polen oder Lettland nach Deutschland zu gelangen (eine direkte Verbindung gibt es nicht mehr). Das ist auch fast die einzige Möglichkeit, denn Zugfahren mit Fahrrad ist in Schweden nicht ganz einfach und mit einem Tandem eigentlich immer verboten.