Lietuva

Kurz nach dem wir die 1500 Kilometermarke erreicht hatten fuhren wir über die litauische Grenze. 
Schlagartig war die Gegend deutlich weniger besiedelt als auf der polnischen Seite. Ab und zu konnte man ein altes Gartengrundstück erkennen in dem ein Holzhaus zerfiel.
Ganz anders als in Polen waren auch die meisten bewohnten Häuser aus Holz und ab und zu standen ein bis zwei Ziegen oder Kühe am Pflock. Auch die Landschaft wandelte sich, die Hügel verschwanden mit ein paar schnellen Abfahrten und Felder und Wiesen prägten das Land.
Auf der Suche nach einem Platz zum wildcampen, was hier schwieriger war, denn es gab nur sehr wenig Wald, kamen uns auf einmal mehrere Militär Fahrzeuge entgegen. An der nächsten Kreuzung hatten wir nur eine Möglichkeit zum abbiegen, denn die andere war von bewaffneten und vermummten Soldaten abgeriegelt. Hinter ihnen auf der Schotterstraße stand eine Kolone aus Panzern und Lastern bis in ein kleines Dorf aus ein paar Holzhäusern, wo die Hunde bellten und eine Ziege am Pflock stand.
Leicht verunsichert fuhren wir in die andere Richtung weiter, wie es eh unser Plan gewesen war. Wir kamen an einen kleinen See, den nicht nur wir, sondern auch einige andere Jogger und Angler nett fanden.
Da so leicht aber kein besserer Platz zu finden war, warteten wir bis es ruhiger wurde und bauten dann unser Zelt auf.
Am nächsten Morgen war das Militär an der Kreuzung verschwunden, dafür stand auf der Zufahrt zur nächsten Stadt ein Panzer an dem die Autos aber einfach vorbei fuhren. Auch in der Sadt sah man immer wieder bewaffnete Soldaten und so blieben wir irritiert. Auch viel uns auf, dass alle Fahrradfahrer Warnwesten trugen. In der Touristeninformation gingen wir der Sache auf den Grund. So erfuhren wir dass das Militär nur trainierte und man beim radfahren ohne Tagfahrlicht eine Warnweste tragen muss. Außerdem bekamen wir von der netten Informantin noch einige Informationen über das sehenswerte Litauen.
Als wir von der Toilette zurückkehrten kam diese nochmals auf uns zu und meinte sie hätte ein Geschenk für uns. Wir bekamen zwei Warnwesten in die Hand gedrückt und waren sehr überrascht über diese freundliche Geste.
Auch in den nächsten Tagen viel uns immer wieder die Freundlichkeit und guten Englisch Kenntnisse der Litauer auf, und wir fühlten uns sehr wohl in diesem Land.
Da unsere Powerbank kaum mehr Akku hatte beschlossen wir den nächsten Campingplatz (der einzige im Hundertkilometerumkreis) auf zu suchen. Nach 30 Kilometer kamen wir dort noch vor 12 Uhr an, fanden allerdings nur ein Museum für "ancient equipment" und keinen Campingplatz. Auf dem Hinweisschild war allerdings auch ein Zelt abgebildet und nach dem wir kurz unschlüssig rumstanden kam ein alter Mann auf uns zu. Also fragten wir ob man hier zelten könne. Das und auch unsere Frage nach Lademöglichkeit für unsere Powerbank wurde bejaht und uns ein Stück Wiese zwischen den ausgestellten Traktoren angeboten.  Den nahmen wir gerne denn das Gelände mit See war   sehr schön. Das Plumsklo nahmen wir gerne hin, denn Geld wollte keiner von uns. Nach dem wir das Zelt aufgebaut hatten erkundeten wir das Museum. Es waren neben verschiedensten landwirtschaftlichen Geräten alte Kameras, Schreibmaschinen, Radios aber auch Stücke der Bombe die im Zweiten Weltkrieg die Kirche im Dorf zerstörte, ausgestellt. Es machte Spaß zwischen den alten Dingen der beeindruckenden Sammlung zu stöbern und so verging der Tag.
Am nächsten Tag kamen wir stets flott vorran und entschieden Mittags nach 90 Kilometern und einem Anruf im Hostel in Klaipeda, die restlichen fast 50 Kilometer bis dort auch noch zu fahren.
Nach 136 Kilometern hatten wir nicht nur einen Streckenrekord sondern auch einen Durchschnittsgeschwindigkeitsrekord aufgestellt und das Hostel erreicht. Zur Feier des Tages suchten wir uns ein günstiges Restaurant und ließen es uns gut gehen. 
Für den daraufolgenden Tag hatten wir einen Ausflug auf die Kurische Nehrung geplant welchen wir bei super Wetter durchführten. 
Nachdem wir die Wanderdünen erkundet hatten genossen wir die Sonne am Strand.
Anschließend stockten wir in Klaipeda unseren Gasvorrat zu einem super Preis auf und führen dann gegen Abend aus der Stadt hinaus.
Im nächsten ruhigen Wald nach ca 10 Kilometern verbrachten wir, ohne uns dessen bewusst zu sein, unsere letzte Nacht in Litauen.